(Quelle: Der medizinische Blutegel, Hirudo medicinalis, gestern und heute von Dr.rer.nat.U.Gross)
Bereits vor dem 5. Jh. Vor Christi Geburt war die Blutegelbehandlung ein fester Bestandteil der Heilkunst. Sowohl griechische wie römische Gelehrte haben diese Technik bereits im grossen Rahmen angewandt.
Im Mittelalter setzte sich diese Behandlung auch in unseren Breiten durch. Die damaligen Aerzte hatten Anwendungsgebiete und Techniken so weit erforscht, so dass heute kaum etwas prinzipiell Neues hinzugefügt werden könnte, abgesehen davon, dass man heute viel mehr über die Heilkraft des Egels und seine Anwendungsgebiete weiss. Anfang des 19. Jh. nahm für einige Jahrzehnte die Blutentziehung in drastischem Masse zu. Taktgeber war zu jener Zeit Frankreich, das einen solchen grossen Bedarf an Blutegel hatte, dass sie in Europa fast ausgerottet wurden. Etwa um 1850 kam es schlagartig zum Niedergang der Blutegelbehandlungen. Eine „exakt-naturwissenschaftliche“ Richtung ersetzte nicht nur manchen Aberglauben, sondern auch das therapeutische Wissen und die heilerischen Erfahrungen vieler Jahrhunderte. Vielomehr setzte mit zunehmender Kenntnis um Krankheitserreger eine wahre Greuelpropaganda gegen den Egel ein. Dies sieht man heute wieder differenzierter.
Lebensraum der Egel ist das Wasser. Fast ihr ganzes Leben verbringen sie dort, mit Ausnahme der Fortpflanzugszeit, in der sie ihre Eier in der feuchten Ufererde ablegen. Für viele Menschen ist der Blutegel nichts als ein unansehnlicher Wurm. Bei näherer Betrachtung stellt sich der Blutegel jedoch als äusserst sensibles Tier dar, das aufgrund seiner speziellen Anpassungen nur bedingt als Parasit bezeichnet werden kann.
Hungrige Tiere halten sich an der Wasseroberfläche auf. Von Wellen alarmiert, schwimmt der Egel auf den Bewegungsherd zu. Dort heftet er sich ggf. mit Hilfe seiner Saugnäpfe fest und beginnt, die Umgebung zu erkunden. Erst wenn er eine warme, hautähnliche Stelle gefunden hat, beisst er zu. Der Beissaparat von Hirudo medicinalis besteht aus dem Mundsaugnapf am dünneren Vorderende und drei halbkreisförmigen, gezähnten Kiefern, die zum Anritzen der Haut vor und zurück bewegt werden. Zwischen den Zähnen münden die Gänge von Drüsen, die den medizinischen wirksamen Speichel mit dem Gerinnungshemmer Hirudin abscheiden. Phänomenal daran ist, laut Techmer (1990), dass der Blutegel „de facto sterile Wunden“ setzt; nur in vereinzelten Fällen kommt es nach der Blutegelanwendung zu allergischen Reaktionen.
Um Blutegel verwenden zu können, muss man auf die richtige Hälterung achten. Sowohl die Grösse des Behältnis, die Einrichtung des Behältnis mit Pflanzen und Steinen, sowie die Qualität des Wassers sind für das Wohl der Blutegel von Bedeutung. Denn Blutegel sind sensibel und reagieren mitunter sehr empfindlich. Leitungswasser darf nur verwendet werden, wenn es nicht gechlort ist. Ebenso muss auf regelmässige Säuberung des Behälters geachtet werden, da Egel alle paar Tage einen „Schleimfilm“ abstreifen sowie Stoffwechselprodukte ins Wasser abgeben, die dessen Qualität schnell mindern. Bei eventuellen Fragen betreffend einer optimalen Aufbewahrung von Blutegel, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Therapeutisch wird der Egel heute z.B. bei folgenden Beschwerden erfolgreich eingesetzt: Thrombosen, Gewebsverpflanzungen, venöse Verstopfungen, Furunkel und Karbunkel, Nebenhöhlenentzhündungen, Manedelabszess, Brustdrüsenentzündungen, Gallenblasenentzündungen, Adnexitis, Parametritis, Hoden und Nebenhodenentzündungen, Hämorrhoiden, Bisswunden, Thrombo Phlebitis und Phlebitis, Arthritis, Hyperthyreose, Depressionen, Hypertonie, Amenorrhöen, Apoplexie, Angina pectoris.
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